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Traumstimmen
Fantasy-Roman 214 Seiten | Broschiert ISBN 978-3-86265-250-1 Originalausgabe | 14,95 EUR (D) Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag Berlin 2014 www.schwarzkopf-schwarzkopf.de |
Wer Angst hat zu schlafen, wird nie zur Ruhe kommen - |
Eine kurze Leseprobe»Hanna rauschte in die Tiefe wie durch einen dunklen, holprigen Tunnel. Obwohl sie sich zwang, aufmerksam zu sein, musste sie die Augen zukneifen, so schnell und steil ging es bergab. Sobald der Fall beendet war und sich das schwammig leichte Gefühl des Traumes eingestellt hatte, öffnete Hanna die Augen. Da war sie wieder, die blonde Frau mit dem Muttermal am Kinn. Sie lächelte und wirkte freudig, als wollte sie Hanna begrüßen. Ihre Lippen bewegten sich, aber Hanna verstand nicht, was sie sagte. Mal nickte sie verständnisvoll, mal zog sie fragend die Augenbrauen hoch. Auch wenn sie so viel Herzlichkeit ausstrahlte, hatte Hanna ein ungutes Gefühl. Wie jedes Mal, wenn sie der Frau begegnete, war ihr sehr wohl bewusst, dass sie gerade träumte. Doch sie konnte nichts dagegen tun. Die beiden saßen in einem Wohnzimmer. Dieses Zimmer hatte Hanna schon oft gesehen. Die Blümchentapete sah aus wie aus einem anderen Jahrhundert. Und auch der grüne Teppich war nicht sonderlich modern. In der großen Schrankwand aus dunklem Holz standen gerahmte Bilder. Wie so oft wünschte sich Hanna, einfach aufstehen zu können. Sie wollte hinüber laufen und sich die Bilder genauer ansehen. Doch Hanna konnte sich nicht rühren. Die blonde Frau saß in einem grünen Ohrensessel, Hanna saß ihr in einem zweiten Sessel gegenüber. Auf dem kleinen Tischchen zwischen ihnen standen eine Teekanne und zwei Teetassen aus Porzellan, das mit einem Rosenmuster verziert war. Auch sprechen konnte Hanna nicht. Und so blieb ihr, wie so oft, nichts anderes übrig, als einfach nur dazusitzen und ihrem eigenen Traum zuzuschauen. Plötzlich spürte Hanna, wie sich ihr rechter Arm wie von selbst bewegte. Eine faltige, dürre Hand griff nach der Teetasse. Man konnte die blauen Adern unter der durchscheinenden Haut erkennen, die von dunklen Flecken übersät war. Am Ringfinger steckte ein goldener Ring mit einem großen, leuchtend roten Stein. Hanna erschrak und die Bilder verschwammen vor ihren Augen.« |